Mobile Dentalpraxis für Equiden

Anmeldung

Ich freue mich zu jeder Zeit auf bekannte und neue Gesichter und ihre Pferde, Maultiere, Esel!

Auf bald, eine gute Zeit,
Eurer Adrian Heinen

Copy of Copy of Adrian Heinen.png

“Ohne Huf kein Pferd - Ohne Zähne aber auch nicht”

von Adrian Heinen

Seit über 20 Jahren behandle ich Pferde, Maultiere und Esel in der Schweiz. Alljährlich sind wir auch für Zahnbehandlungen in Österreich und Deutschland unterwegs.

Ein paar grundlegende Fragen, die mir im Zusammenhang der Zahnbehandlungen immer wieder gestellt werden, möchte ich hier heute einmal beantworten: Warum benötigt ein Pferd Zahnpflege, die bekommt es in der freien Natur doch auch nicht? 

Es gibt viele verschiedene Aspekte im Pferdemaul, die einen natürlichen Kauvorgang und eine gute Verdauung beeinflussen und sogar verschlechtern können. Im Pferdekopf befinden sich 12 Schneidezähne zum Abreißen und 24 Backenzähne zum Mahlen des Futters. Die ein Leben lang aus dem Kiefer gleichmäßig vorschiebenden Zähne werden durch das Kauen wie Mühlsteine kontinuierlich abgenutzt. Dieser Schleifvorgang an den Backenzähnen bewirkt schon nach 6 bis 12 Monaten die Bildung scharfer Kanten, sogenannter Spitzzähne. Ebenfalls öfter zu sehen sind hakenförmige erste Backenzähne im Oberkiefer und rampenförmige letzte Backenzähne im Unterkiefer. Zu lange oder schiefstehende Schneidezähne sind eine weitere, häufig vorzufindende, nicht wünschenswerte Veränderung im Maul des Pferdes. 

All diese Abweichungen führen zu einer eingeschränkten Beweglichkeit, schlimmstenfalls zu einer Blockade des Unterkiefers. Dies hat zur Folge, dass die Kautätigkeit des Pferdes unvollständig ist und das Pferd unter Umständen Schmerzen hat, die sich dann gegebenenfalls auch in der Durchlässigkeit unter dem Sattel auswirken oder sogar zur Verweigerung der Futteraufnahme führen können.

In freier Wildbahn unter natürlichen Bedingungen fressen Pferde vielfältiger. Sie fressen im Gegensatz zu unseren domestizierten Pferden auch harte Gräser, Sträucher und Äste. Das sorgt für einen natürlichen und ausgewogenen Abrieb des Gebisses. Darüber hinaus findet die natürliche Selektion statt - Stichwort: Darwin. 

Heute leben Pferde unter anderen Bedingungen: Zucht, Haltung und Fütterung haben einen großen Einfluss auf das Gebiss. Bei vielen Rassen werden oft kleine, feinere Köpfe bevorzugt, was zu Unregelmäßigkeiten beim Zahnwechsel führen kann. Haltung, Futterart und Fütterungstechnik haben die natürliche Futteraufnahme nachhaltig verändert. Durch deutlich weniger Abnutzung der Schneidezähne und weitaus weniger Kaubewegungen, wird unnatürliches und ungleichmäßiges Abnutzen der Backenzähne hervorgerufen. Regelmäßige Zahnpflege ist daher eine überaus wichtige Prophylaxe für die Gesunderhaltung, Rittigkeit, Leistungsfähigkeit und Langlebigkeit eines Pferdes.

Wer die Zähne seines Pferdes schon einmal vor der Behandlung abtasten durfte, weiss wie extrem scharf die Spitzen sein können. Alle äußeren Einwirkungen (wie etwa Halfter, Trensen o.ä.) auf die Backenzähne können leicht stark blutende Schleimhautverletzungen verursachen. Je früher diese Unregelmäßigkeiten ausgeglichen werden, umso einfacher und schneller kommt das Gebiss wieder ins Gleichgewicht. Seine Wirksamkeit bleibt optimal erhalten. Da die Pferde innerhalb von 6-12 Monaten erneut Spitzzähne entwickeln, ist die Empfehlung die Behandlung mindestens 1x pro Jahr durchzuführen.

Tatsächlich wird den Zähnen aber meist erst Beachtung geschenkt, wenn Probleme auftreten, beispielsweise bei schlechtem Nährzustand, Verdauungsstörungen oder bei "Mauligkeit" beim Reiten. Auch bei Fohlenzähnen entstehen bereits nach 6 Monaten scharfe Kanten (Spitzzähne), beim Zahnwechsel lösen sich die Milchzähne häufig schlecht oder unvollständig. Spätestens vor dem Anreiten ist es darum wichtig, die Spitzzähne zu runden/raspeln und/oder evtl. vorhandene Wolfszähne zu entfernen. 

Welche Behandlungsmethode ist empfehlenswert? 

Es gibt unterschiedliche Auffassungen über die Art und Weise der Zahnbehandlung bei Pferden: mit welchen Instrumenten wird gearbeitet, elektrisch betrieben oder nur von Hand, mit oder ohne Maulgatter, mit Hilfestellung von anderen Personen, mit oder ohne Sedation? 
Für mich gibt es keine fixe Regel. Eine ausgesprochen wichtige Frage ist sicher, wie ich mich dem Patienten nähere und welche Erfahrungen das Pferd mit Zahnbehandlungen und Tierärzten im Allgemeinen (Spritzen beispielsweise) gemacht hat. Die vertrauensbildenden Grundlagen des Parelli Programms sind an dieser Stelle ausgesprochen hilfreich. Als lizensierter Parelli Instruktor und Senior Horse Development Spezialist habe ich einiges auf diesem Gebiet gelernt. Oftmals sind Pferdebesitzer erstaunt, wie ruhig und kooperativ ihre Pferde bei der Untersuchung und der Behandlung sein können, auch wenn dies möglicherweise aufgrund vergangener Erfahrungen nicht zu erwarten war. 

Die Behandlungsweise entscheidet sich aus der individuellen Situation. Ob eine Sedation notwendig ist, ergibt sich aus dem Verhalten des Pferdes, den notwendigen Maßnahmen und den Aussagen des Pferdebesitzers. Nach meiner Erfahrung sind die meisten Pferde und Besitzer gelassener, wenn der Eingriff unter Sedation durchgeführt wird. Die Vorteile einer Sedation überwiegen: Die Pferde empfinden die Behandlung als weniger unangenehm, sie sind entspannter, ruhiger, verspüren weniger Schmerz und sind kooperativer im Umgang. Nicht ganz unwichtig: wirklich präzises Arbeiten ist möglich, insbesondere an schwer zugänglichen oder kritischen Stellen im Pferdemaul. Ein weiterer Aspekt, der oft nicht in Betracht gezogen wird, ist die Sicherheit für Pferd, Helfer und behandelnde Person. Wer sich um eine mögliche Belastung des Organismus durch eine Sedation sorgt, die heutigen Medikamente sind sehr effizient und gut verträglich. Einer Sedation hat aufgrund des verbleibenden Restrisikos immer einer sorgfältige Untersuchung vorauszugehen. Es gilt zu bedenken: auch eine Zahnbehandlung ohne Sedation beinhaltet - wenn auch andere - Risiken. Nicht tierärztliche Zahnbehandler dürfen gesetzlich keine Sedation verabreichen. Sie tendieren deshalb oft zur Aussage, dass eine solche nicht notwendig sei. Umgekehrtes gilt für den Tierarzt: er tendiert dazu, den Vorteil einer Sedierung zu betonen, bis dahin, dass eine Zahnbehandlung ohne Sedation ein Kunstfehler sei.

Zu Beginn meiner tierärztlichen Laufbahn kannte ich nur Handraspeln und eine Zahnschleifmaschine. Durch meine Zusatzausbildung zum Pferdezahnarzt habe ich meine Kenntnisse über verfügbare Instrumente und deren Anwendung deutlich erweitert. Das ermöglicht mir ein genaues, flexibles, auf das jeweilige Pferd abgestimmte, individuelles Vorgehen bei der Behandlung. Die groben und extremen Veränderungen im Pferdemaul lassen sich mit der Maschine schneller und mit weniger Unannehmlichkeiten für das Pferd beheben. Die Fein- oder Endarbeit und der Zugang zu den engen Stellen im Maul sind den kleineren Handinstrumenten vorbehalten. Manchmal ergibt es sich, dass nur von Hand oder sogar ohne Maulgatter gearbeitet werden muss. Dies ist alles eine Sache der Einschätzung der jeweiligen Situation an Ort und Stelle. Je mehr Optionen zur Verfügung stehen, die Zahnbehandlung durchzuführen, desto besser kann auf die individuelle Situation eingegangen werden. Es ist nicht nur wichtig, geeignete und scharfe Instrumente zu haben, es geht auch um die Fähigkeit, sie präzise zu handhaben, ohne Schaden anzurichten. Es gilt: so wenig wie möglich, soviel wie nötig. 

Es liegt in der Verantwortung jedes Pferdebesitzers  
sicherzustellen, dass Pferd einer regelmäßigen Zahnkontrolle und ggf. Behandlung zu unterziehen. 

Wann sollte die erste Behandlung stattfinden und wie oft sollte das Pferd zur Zahnbehandlung vorgestellt werden? 

Das Fohlen trägt bei der Geburt bereits Mahlzähne im Gebiss, das bis zum 5. Lebensjahr durch Zahndurchbruch und -wechsel einem starken Wandel unterworfen ist. Danach ist das Erwachsenengebiss durch Abnutzung entsprechend beeinflusst. Daraus empfiehlt es sich, schon das Fohlen einer regelmäßigen Zahnkontrolle zu unterziehen, um eventuellen Auffälligkeiten frühzeitig entgegenzuwirken, Zahnwechsel zu kontrollieren und Veränderungen auszugleichen. Spätestens vor dem Anreiten sollte eine gründliche Zahnpflege / Floating stattfinden. (Spitze Zähne oder Kanten schmerzen beim Fressen und auch beim Gebrauch von Halfter, Bosal oder Gebiss).

Danach ist eine jährliche Untersuchung/Zahnpflege ist empfehlenswert. 

Im Rahmen der regelmässig, übers Jahr stattfindenden Touren, für Zahnbehandlungen und Hufbearbeitungs-Choachings besteht auch die Möglichkeit, Privatlektionen zu buchen.
Dazu möchte ich Euch bitten, o.g. links zu nutzen.

Informationen zu Touren, Zahnbehandlungen, Hufcoaching und Horsemanshipangeboten finden sie auch in den Veranstaltungen auf meiner Facebookseite:
https://www.facebook.com/pferdelehrenlernen

Ich freue mich, wenn ich dem einen oder anderen eine offene Frage beantworten konnte.

Eine gute Zeit, Eurer Adrian

#adrianheinen#vaquero#pferdezahnarzt#parelli#naturalhorsemanship

© Adrian Heinen, 2019. All rights reserved.